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Runneburg / Weissensee / Thüringen
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Weißensee versetzte gestern Bayern in helle Aufregung
Schon vor dem großen Fest rief der Bayerische Rundfunk an
Von Bärbel Albold
(Thüringer Allgemeine - 24.04.1998)
 
Der erste, der gestern bei Bürgermeister Peter Albach (CDU) anklingelte, war der Bayerische Rundfunk. Der Moderator wollte schon ganz in der Früh` wissen, was der Weißenseer "den Bayern zum heutigen Tag des Bieres zu sagen hat". Albach, um eine Antwort nicht verlegen, bat: "Grämt euch nicht". Denn vielleicht, wenn die Archivare nur richtig suchen, findet sich doch noch ein älteres Dokument als die Weißenseer Wirtshausregeln und das Gesetz über das Brauen von Bier von 1434.
 
Von da an hielt das Telefon auf der Runneburg nicht mehr still. Der Sender RTL beispielsweise startete umgehend in bayerischen Biergärten eine Meinungsumfrage und ließ "Betroffene" zu Wort kommen. Mit dem nötigen Bierernst wurden ersteinmal die Verlautbarungen aus Weißensee bezweifelt. Ähnlich äußerten sich auch bayuwarischen Brauhäuser und räumten ein, "die Sache im Auge zu behalten".
 
Unterdessen wurden im Biergarten auf der Runneburg Festtagsreden gehalten und ein Faß angestochen. Am Tag der großen Verkündung wollten auch Landwirtschaftsminister Volker Sklenar (CDU), Landrat Rüdiger Dohndorf (CDU) und Landtagsabgeordneter Dietmar Werner (CDU) auf den Kameraaufnahmen zu sehen sein, die den Rest der Welt über das bedeutende Ereignis informierten. Das seit dem 21. Februar wohlgehütete Geheimnis ist nun heraus. Um dessen Bedeutung zu bewerten, wählte Bürgermeister Albach gestern in seiner Ansprache einen Vergleich zur 1. Fußball-Liga: "Weißensee ist jetzt Tabellenführer vor München".
 
Mit guten Wünschen für das weitere Schicksal seiner Entdeckung beendete Historiker Michael Kirchschlager seinen Redebeitrag: "Möge Weißensee einen würdigen Platz in der Biergeschichte einnehmen. Und das Reinheitsgebot möge unser gutes deutsches Bier vor dünnen und Chemiebier schützen."
 
Landwirtschaftsminister Sklenar würdigte die Weißenseer Archiv-Entdeckung mit einem Exkurs durch die Biergeschichte und bekam den Bogen zur in Thüringen in großem Umfang angebauten Braugerste. Für die wird im übrigen in diesem Jahr der bisher niedrigste Erlös erwartet (was allerdings schon wieder ein ganz anderes Thema ist). Offiziell sagte Sklenar gestern nichts zum Projekt Weißenseer Bauernmarkt, in den Bürgermeister Albach am liebsten einen Braukessel integrieren möchte. Tempo in die Entwicklung könnte möglicherweise das große Medienecho bringen.